Warum Bayern?

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Weil ich mein Rumänien der gründlich erledigten Arbeit liebe!

IMG_9987Gastkommentar von Dr. Alex Todericiu,

Ich bin 48 und war noch nie beim OKTOBERFEST in München, ich habe leider weder das Schloss NEUSCHWANSTEIN bewundert, noch fahre ich einen BMW. Ich fahre gar kein Auto. Dennoch habe ich seit Jahresanfang München so oft wie noch nie zuvor besucht. Was ist es, was mich auf einmal derart mit dem Freistaat Bayern verbindet?

Das Geschäft kann es wohl nicht sein, da ich keinen Bayerischen Kunden als Unternehmens- und Personalberater betreue.

Die Presselandschaft in München ist mir zwar nicht unbekannt, der Rumänienbezug ist aber weit davon entfernt.

Bayern war für mich von Anfang an ein wunderbar unerreichbares Land, woher für mich die Stimme der Freiheit und der Hoffnung aus einer damals mir unbekannten Welt zu hören war. Zusammen mit meinem Großvater lauschte ich vor 1989, immer am späten Abend und hinter geschlossenen Vorhängen, dem Sender RADIO FREIES EUROPA / RADIO FREIHEIT, der jahrzehntelang aus dem Englischen Garten in München funkte. Unter Ceaușescu war dieser Sender im sozialistischen Rumänien verboten.

Jahre später, als Student der Politikwissenschaften in Wien am Beginn der 90er Jahre, begann ich selbst meine journalistische Tätigkeit in rumänischer Sprache als freier Korrespondent für diesen Sender.

In der Zeit, als ich mehrmals nach TRAUNSTEIN kam, wo meine damalige Jugendfreundin, eine Schauspielerin rumänischer Abstammung, deren Eltern Schwaben waren und aus dem Banat kamen, wohnte, besuchte ich Museen, die Pinakothek, phantastische Aufführungen im Münchener RESIDENZTHEATER am Max-Joseph-Platz, hörte mir Konzerte im HERKULESSAAL an.

Heute lasse ich mich vom Zugehörigkeitsgefühl beflügeln. Vielleicht genauso wie damals, vor 25 Jahren, nach dem blutigen Aufstand gegen Ceaușescus Diktatur in Bukarest, wird es auch Rumänien gelingen, sich auf einen Neuanfang einzulassen und seine wahre Identität wiederzufinden.

Als der Freimaurer Graf Samuel von BRUKENTHAL österreichischer Gouverneur von Siebenbürgen war, hieß Sibiu HERMANNSTADT. Und die Walachen hatten noch keinen freien Zugang zur Stadtburg. Zwei Jahrhunderte später liest heuer Klaus Werner IOHANNIS, der an die rumänische Gründerzeit des aus Preußen stammenden Königs Karl I erinnert, den rumänischen Politikern die Leviten. Unabhängig von deren Couleur. Dies passiert jetzt in Rumänien. Als Präsident appelliert Iohannis an sein Volk, sich mit der eigenen Vergangenheit zu versöhnen und Verantwortung füreinander zu tragen.

Immer noch sehen viele Iohannis als Politikone, der sie den erneuten Versuch, „das Ganze noch einmal von vorne zu beginnen“, anvertrauen! Ich schließe mich auch an.

Ein integrer Macher, der den Politikstil seiner Heimat verändern möchte. Sein Leitspruch: „Das Rumänien der gründlich erledigten Arbeit“. So kurz und bündig beschreibt Iohannis sein mir großem Abstand zum Gegenkandidaten gewonnenes Volksmandat.

Dennoch war eben diese letzte Wahl, bei der Iohannis derart erfolgreich war, für mich der ausschlaggebende Moment. Mir war es rasch klar geworden, dass die Sympathiewerte für mein Rumänien im deutschsprachigen Mitteleuropa nie höher sein würden.

Ich verstand es als meine Pflicht, dem Wirtschaftsstandort Rumänien nach eigenen bescheidenen Kräften zu dienen, und habe mich entschlossen, in Wien in den Zug zu steigen, um nach München zu fahren.

„Viel wird auch von dem Bewusstsein getragen, dass man erst das erwirtschaften muss, was man später verteilen will. Eng damit verbunden ist auch die Vorstellung, dass sozial ist, was Arbeit schafft“, erklärte mir die stellvertretende Frau Ministerpräsidentin Bayerns im Interview für unser Heft.

In der Aufmerksamkeitsspanne der Iohannis-Wahl hat eine Gruppe von Initiatoren an die Türen des etablierten ec-Bayern e.V. angeklopft und das Interesse an eine(n)(r) Mentor/in bekundet. Ein deutscher Diplomat war uns dabei sehr behilflich, wofür wir ihm dankbar sind.

Ich verstehe somit den www.export-club.org in der Rolle eines partnerschaftlichen Ratgebers, der uns mit seiner Erfahrung und seinem wirtschaftlichen Wissen in unserer weiteren Entwicklung als Verein unterstützt.

„DeBizz“, das monatlich in Bukarest in deutscher Sprache erscheinende Druckwerk für Expats, zukünftiges Medium des Export Clubs in Rumänien, hat ein Fragebogen an rund vierzig deutsche und bayerische Tochterfirmen in Rumänien geschickt.

Die Herausgeber wollten dabei erfahren, ob die Unternehmen der Ansicht waren, dass der Export durch öffentliche Stellen unterstützt und gefördert werde, und ob die Gründung eines Export-Clubs als private Initiative von Teilnehmern und Beobachtern des rumänischen Marktes gelegen käme.

„Wir sind natürlich – wie sicherlich alle ortsansässigen Unternehmen – an der Stärkung Rumäniens als leistungsfähiger Staat sehr interessiert und glauben fest an die positive Entwicklung des Landes. Es geht um koordinierte Arbeit, um das Potential Rumäniens besser bekannt zu machen“.

Ein bekanntes mittelständiges Transportunternehmen meinte: „Die Exporte sind uns sehr wichtig, lassen uns vieles kompensieren, eröffnen uns weitere Tore zum europäischen Markt und lassen uns auch Fahrzeuge, die wir z.B. als Buy Back dran nehmen, dort verkaufen.“

Über die Rolle des Staates meinte ein anderer Firmenvertreter: „Wir spüren nichts von Unterstützungen, sodass wir unseren eigenen Weg gehen, um die Exporte auch weiterhin anzukurbeln. Gerade in Krisenzeiten konnten wir durch Exporte vor allem unsere Spezialware absetzen“. (…) „Ein weiterer Club wäre nicht zielführend, bestehende Gremien wie AHK sollten besser benützt werden, sich dieses Thema zu eigen zu machen um besser zu priorisieren.“

Der Exportclub in Rumänien wird Interessen seiner Mitglieder am gemeinsamen EU-Markt abschnittsweise begleiten und somit die Rolle des Exports den verschiedenen Regierungsstellen in Bukarest wahrscheinlich schmackhafter machen.

Andere am Standort bestehende Vereine orientieren sich ausschließlich national. Wir nehmen uns programmatisch vor, über die Landesgrenzen hinaus zu schauen. Ich bin überzeugt, dass sich unser gebündeltes Engagement lohnen wird.